Beispielhafte Sanierung

In dieser Rubrik wollen wir Beispiele für gelungene Renovierungen zeigen. In den letzten Jahren haben gleich zwei Umbaumaßnahmen in der Mustersiedlung des Fassadenpreis der LH München erhalten.

KROTTENMÜHLSTRASSE 7: ANBAU UND REVITALISIERUNG MIT ENERGETISCHER SANIERUNG UND RÜCKFÜHRUNG AUF DAS HISTORISCHE ERSCHEINUNGSBILD

Fassadenpreis 2021 der Landeshauptstadt München

Foto: Sebastian Schels

Die ursprünglich freistehenden Häuser in der Krottenmühlstraße waren durch Pergolen aus Holz miteinander zu einer Reihe verbunden. Der Bebauungsplan lässt eine Erweiterung um einen eingeschossigen Flachbau zwischen den Wohnhäusern zu. Von diesem Baurecht haben bereits fast alle Nachbarn in der Straße Gebrauch gemacht. Das Bild hat sich dadurch über die Jahrzehnte verändert und an der Stelle der Pergolen schließen mittlerweile die eingeschossigen, zurückgesetzten Baukörper den Straßenzug.

Die ursprünglichen gestaltgebenden Details des Hauses wurden über die letzten Jahrzehnte weitgehend verbaut und entfernt. So wurden die prägenden Kastenfenster aus Holz durch Plastikfenster ohne Sprossen ersetzt. Der feine Ortgang war mit einem massiven Blech abgedeckt.

Der ursprüngliche Grundriss konnte durch gezielte Eingriffe rekonstruiert werden. Trotz der Wohnansprüche einer vierköpfigen Familie, ist es gelungen die Raumaufteilung im Altbau nicht zu verändern, sondern optimal zu nutzen.

Die Fassade wurde im Zuge der umfangreichen Sanierung mit 6 cm starken mineralischen Silikatschaumplatten gedämmt und mit einer ebenso starken Aufdachdämmung ergänzt. Somit schließt sich die klimatische Hülle und die Bausubstanz wird optimal geschützt, ohne die Gesamtproportionen zu verändern. Die Fassadendämmung ermöglicht es,  die neuen Holzfenster inkl. Sprossen mit ihrem markanten Ladenfutter und der Zweifarbigkeit auch wieder in die ursprüngliche außenliegende Fassadenebene von 1934 zu setzen.

Die Klappläden in ursprünglicher Bauart und Teilung wurden straßen- und gartenseitig ergänzt. Die Farbgebung folgt dem  Ensemblegedanken. Die Fassadendetails, wie der markante Ortgang, die originale Dachdeckung (Doppeldeckung Biberschwanz, Geradschnitt mit abgerundeten Ecken) und das feine Kupferblech über den Fenstern, welche den ursprünglichen Charme des kleinen Häuschens ausmachten, wurden wieder hergestellt.

In Reminiszenz an die frühere Holzpergola dient das Holzspalier als Leitmotiv für den Anbau. Dies unterstützt die Absicht, den Anbau als Teil des Gartens zu lesen, sich unter zu ordnen und nicht in Konkurrenz zum klaren Baukörper des historischen Wohnhauses zu treten. Oberstes Ziel unserer Sanierungsmaßnahmen, waren das Haus auf sein ursprüngliches Erscheinungsbild zurückzuführen und ihm dabei die Möglichkeit zu geben in unserer heutigen Zeit anzukommen.

Bilder des Hauses gibt es hier

Technische Details:

Wärmedämmung: 6 cm mineralische Silikatschaumplatten mit Klosterputz. 6cm Aufdachdämmung aus Holzfasern. Die Gesamtproportion des Hauses wird behalten.

Holzfenster: Die Holzfenster inkl. Sprossen mit ihrem markanten Ladenfutter und der Zweifarbigkeit werden wieder in die ursprüngliche außenliegende Fassadenebene gesetzt. Die Profilierung des historischen Fensters wird handwerklich nachgebaut und mit Isolierverglasung versehen.

Fensterläden: Nach historischem Vorbild neu angefertigt, mit historischen Ladenreibern

Dachdeckung: Biberschwanzdeckung Geradschnitt mit runden Ecken nach historischem Vorbild

Dachrinnen, Fallrohre, Fensterbleche: gemäß Baubeschreibung von 1934 in Kupfer erneuert

Haustechnik: vollständig erneuert

Innenräume: Ertüchtigung der Zimmerdecken, Bodenschüttung durch Heizestrich ersetzt, Wände mit pigmentiertem Lehmputz ohne Anstrich, Weißtannedielen geseift

Keller: Horizontalsperre gegen aufsteigende Feuchtigkeit , Begleitheizung

Architekt: Ludwig Zitzelsberger Architekt, Friedenstraße 25, 81671 München, Telefon: 017667080779, E-Mail: info@zitzelsberger-architekten.de, www.zitzelsberger-architekten.de

Behördliche Betreuung: Landeshauptstadt München, Lokalbaukommission, Untere Denkmalschutzbehörde. HA IV / 6D

Fenster, Haustüre, Fensterläden: Schreinerei Reichenberger, Saliterstraße 5, 85653 Aying

Wärmedämmung, Klosterputz Außen, Lehmputz Innen: Thomas Fürst Maler- und Lackierbetrieb, Hauptstraße 61, 83666 Marienstein

Dach, Holzbauarbeiten: Zimmerei Lemberg, Schwarzenbach 2, 82387 Antdorf

Spenglerarbeiten : Ali Barbaros, Pfarrer-Huber-Ring 4a, 83620 Feldkirchen-Westerham

Holzboden: Parketteria, Frauenstraße 13 80469 München

Stephanskirchner Straße 20: Revitalisierung mit energetischer Sanierung und Rückführung auf das historische Erscheinungsbild

Fassadenpreis 2019 der Landeshauptstadt München

Im Zuge einer umfassenden Renovierung des Gebäudes wurde eine Außenwärmedämmung auf die Fassaden aufgebracht. Dabei sollte die für die Mustersiedlung Ramersdorf typische klare, kubische Gestaltung erhalten bleiben. Nach der historischen Vorlage wurden die neuen Fenster wieder als Kastenfenster gefertigt und mit sehr geringer Laibungstiefe eingesetzt. Auf dem Wärmedämmungs-Verbundsystem konnte ein für die Siedlung typischer Rauputz aufgebracht werden. Auf der Grundlage von historischen Fotos aus dem Archiv von MORES wurden die Eingangstür und andere Elemente rekonstruiert. Zusammen mit dem benachbarten und weitgehend im Originalzustand erhaltenen Reiheneckhaus bildet das Gebäude nun wieder eine stimmige Eingangssituation zur Mustersiedlung.

Die gelungene Rückführung auf das historische Erscheinungsbild in Verbindung mit einer energetischen Aufwertung ist ein Vorbild für den Umgang mit thermischer Sanierung in historischer Umgebung. Dies war ausschlaggebend für die Verleihung des Fassadenpreises 2019 der Landeshauptstadt München.

Weitere Fotos siehe hier.

Technische Details:

Wärmedämmung: 8 cm Phenolharz-Hartschaumplatten. Durch die deutlich bessere Dämmwirkung als mit den üblichen Polystyrol-Hartschaumplatten kam man mit einem verhältnismäßig dünnen Aufbau aus. Die Geschlossenheit der Fassadenreihe wurde damit praktisch nicht beeinträchtigt. Die Traufe musste nur geringfügig nach außen gezogen werden.

Putz: Armierungsgewebe als Putzträger, darauf Kunstharz-Rauputz mit Körnung nach historischem Vorbild.

Kastenfenster: Da die alten Fenster verschlissen und unvollständig waren, wurden neue Kastenfenster handwerklich angefertigt. Äußere Scheiben einfachverglast, innere Scheiben mit Isolierverglasung. Die Fenster wurden in die Dämmung gesetzt, um die geringe Laibungstiefe zu erreichen.

Fensterläden: Nach historischem Vorbild neu angefertigt, mit historischen Kloben.

Haustür: Neu angefertigt nach alten Fotos.

Dachdeckung: Da in gutem Zustand, mit Wärmedämmung auf der Innenseite, wurde die vorhandene Deckung belassen.

Dachrinnen, Fallrohre, Fensterbleche: Nach historischen Vorbild in Zinkblech neu angefertigt.

Haustechnik: vollständig erneuert

Innenräume: Erneuerung der Zimmerdecken, da die vorhandene Konstruktion heutigen Statikanforderungen nicht genügte, durch Holz-Beton-Verbunddecken. Darauf Industrieparkett. Darunter Gipskarton-Abhängung.

Keller: Feuchtigkeitssperre an Wänden, Sanierputz.

Ausführende

Architekt: Marcus Brändle, b09 brändlearchitekten, Bazeillesstraße 21, 81669 München. Telefon: 0152 33923073, E-Mail: mb@b09-architekten.de

Behördliche Betreuung: Landeshauptstadt München, Lokalbaukommission, Untere Denkmalschutzbehörde. Telefon: 089 233 – 22507, E-Mail: plan.ha4-denkmal-werbung@muenchen.de (Team IV/62T)

Fenster, Haustüre, Fensterläden: Schreinerei Schmeller, Neustädter Straße 4, 80636 München

WDVS: Saniertechnik Süd GmbH, Wildrose 7, 82266 Inning am Ammersee

Dach: Zimmerei Martin Dondl & Rupert Wagner GdbR, Rosenstraße 10, 85656 Buch am Buchrain

Dachrinnen, Fallrohre, Fensterbleche: Vogl & Stein GmbH, Brucker Str.11, 82256 Fürstenfeldbruck